Schmuck und körperbezogene Objekte an der HAWK – Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst in Hildesheim

Getragen von einer Person, assoziiert Schmuck mit persönlichen, wie sozialen Vorstellungen, Gedanken, Werten und Gefühlen. Schmuck ist damit immer ein individuelles und gesellschaftliches Ausdrucksmedium. Es trägt dazu bei Identitäten und Erzählungen zu beherbergen und Botschaften frei zu setzten. Unter anderem dadurch ist Schmuck der menschlichen Kommunikation intrinsisch.

Wird Schmuck demnach als Phänomen betrachtet, gehört dies als Bedürfnis zum anthropologisch fundierten menschlichen Handeln. Der frühe altgriechische Begriff (κόσμος kósmos) Kosmos bezieht sich auf das Wort Schmuck, welches im Gleichsinn Ordnung und Weltordnung meint als auch mit einer Anschauung oder Haltung zu vergleichen wäre.


In der gleichzeitigen Beziehung von Objekt, Körper und gestaltender Intention kann ein sozio-kultureller Diskurs zu einem Menschen, einer Gesellschaft oder Gesellschaftsformen geführt werden. Historisch gewachsene Normen und Ordnungssysteme können sehr prägend auf Gesellschaften wirken und damit Zuschreibungen entstehen lassen, welche es unabdingbar machen, diese stetig zu reflektieren. Diese Ordnung, also wie sich Objekte zum Körper verhalten, was diese für den Menschen tun und erwirken müssen, kann unter anderem von hierarchisch funktionierenden Macht- und Herrschafts-Attributen sowie Konstrukten geleitet sein. Der Anspruch an Schmuck, als körperbezogenes Objekt, wird nicht selten mit den eben genannten Attributen und den anhaftenden Bewertungsparametern besprochen. Dabei werden spezifische Normen und Konventionen bemüht, um Schmuck als Gegenstand, als Artefakt sowie als Kultur- und Konsumgüter zu rechtfertigen. Eine Daseinsberechtigung wird teils noch immer mit monetär kennzeichnenden Werten belegt und damit aufrechterhalten. Ein Aspekt der kritisch und selbstreflexiv in der Lehre und im Studium an der HAWK befragt wird.
 
Dem begegnet der zeitgenössische internationale Diskurs zu Schmuck, welcher sich avanciert mit zeitaktuellen Fragestellungen in kulturellen Kontexten beschäftigt. Losgelöster von geschlechtlichen Zuweisungen und binären Vorstellungen von Rollen- und Vorbildern. Ebenso losgelöster von kommerziellen als auch konventionellen Material-, Form- oder Preiszuschreibungen. Der Wille sich unabhängiger über das Medium Schmuck und Objekt sowie diesen Werten auszudrücken, erfährt im weitesten Sinne steigende Konjunktur.

Die Nähe zu einem Menschen, die ein Objekt zulässt, ist die, sich an den Körper zu wenden, von diesem getragen zu werden, sich über den Körper oder Körper visuell zu artikulieren oder eine Beziehung und Erfahrung zum Körper herzustellen, ob in physischen An- oder Abwesenheiten. Die Erscheinungsformen im Schmuck zeigen sich divers und vielfältig.

Profile

Alexandra Blank →
Andres Felipe Vera →
Anja Ming Lee Becker 
Anna Hübner 
Anna Paul 

Anna Warneboldt 
Anne Sophie Ruth Schneider 
Benjamin Jesus Kneiphof 
Carlotta Mercado Nunez 
Catharina Mohr 

Conner Foss 
Emma Sattler 
Eric Prinz 

Eva-Lotte Wrede 
Franz Balthasar Kirsch
Gabriele Semmelroggen

Gerrit Schulze Raestrup
Guja Youssefi
Henrike Cohrs 

Jana Hanning 
Johann Sebastian Münch 
Jonas Fey 
Jonas Quirin Leihkauf 
Jonas Schwalenberg 
Lena Evic 
Lorain Mair 
Maria Alejandra Gutierrez 
Maria Alejandra Restrepo 
Marleen Wysocki 
Marten Kueß →
Mel Punkte  →
Mira Jasmin Feltgen →

Nadine Anklam →
Nathalie Brack →
Nicolas Berkenheide →
Nicole Harder →
Niklas De Coninck →
Sarah May 
Stefan Schrott 
Stina Semrau 
Susie Heuberger 
Tim Neumann 
Tina Schönheit 
Tobias Behley 
Ursula Hähner 
Viktoria Schumann 

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Studium im Kompetenzfeld Metallgestaltung – Schmuck und Körperbezogenes Objekt

Die eigenen Ideen von Schmuck und körperbezogenem Objekt in vertiefende und zusammenhängende Vorstellungen zu bringen, kann an der Fakultät Gestaltung der HAWK mit Zeit, Raum und Reflexion erfahren werden.



Im Bachelorstudiengang werden in den ersten beiden Semestern grundlegende Entwurfs- und Herstellungsmethoden als auch der Prozess einer eigenen Projektentwicklung gelehrt . Ein Verständnis für die Wirkung und Bedeutung von Materialien sowie Formen sind in der gestalterisch-ästhetischen Praxis wesentlich. Dieses wird in den aufbauenden Methoden und in der Projektentwicklung durch Raum und Zeit entwickelt. In der profilbildenden Studienstruktur ab dem 3. Semester werden in Semesterprojekten zeitaktuelle Themenschwerpunkte zu Diskursen in Design, Kunst, Kultur und Gesellschaft angeboten. Darin besteht die Möglichkeit ein individuelles Projektthema auszuarbeiten. Den Beginn eines Projektes kann eine Exkursion oder Vorträge von Schmuck- bzw. Objektautor:innen, von Kulturwissenschaftler:innen etc. zum Thema inhaltlich unterstützen. Der nach außen gerichtete Blick und Input bringt weitere Perspektiven in den Diskurs.

Nach der Befassung der übergeordneten thematischen Auseinandersetzung finden die Teilnehmenden des Projektes in ihre individuell gestalterisch-forschenden Kontexte. Im Entwurfsprozess werden konzipierende Rechercheanteile, Exploration und Experiment über Materialproben, 2D und 3D-Skizzen sowie Modelle miteinander verknüpft und dann im Material finalisiert.

Die explorativ experimentelle Ebene ist neben der inhaltlichen und visuellen Recherche in der Projektentwicklung zentral. Das Hand-Kopf-Herz-Verhältnis ist ausschlaggebend, um den Prozess im Dialog zum Material individuell wechselwirkend zu erleben. Zumeist wissen die Hände mehr, als sich nur erahnen und vorstellen lässt – auch um die sinnlich-ästhetischen und semantischen Potenziale im Material intuitiv herauszulocken und sichtbar werden zu lassen. Diese Iterationsprozesse zwischen Leitgedanken, Imagination und visueller wie taktiler Erfahrungen, führen zu einer kritisch-produktiven Fähigkeit, welche Entscheidungsprozesse inhaltlich und sinnlich begleiten.

Fragestellungen dahingehend, welches Material, in welcher angewandten Technik und Form, Oberfläche, Struktur und Textur, das Motiv, die Erzählung, die Botschaft, das Thema und das Gefühl wiedergibt, sind fundamental. Ein antizipierendes, wie auch intuitives Verständnis von Bedeutung, Kontext und die Beziehung von Materialien und Formen unterstützen diese ästhetische Praxis. Material ist selten universell zu verstehen, denn die Verknüpfung von kulturellen Bedeutungseinbettungen fließt je nach Rezeptionsperspektive in die Anwendung des Materials und seiner Deutung mit ein. Somit werden die Bestandteile immerzu auch auf Verständlichkeit in der Symbolkraft in Zeitlichkeit und Kontext reflektiert.

Die gestaltende Praxis ist eine reflexive Praxis

Das Ziel des Lehrangebotes ist es, das individuelle Studium zu begleiten sowie zu bestärken, die eigene Aussagekraft und Ausdrucksform in der gestaltenden Praxis zu finden und ein Gespür für Authentizität zu entwickeln.

Das gestaltende Forschen lässt sich innerhalb des Studiums als reflexive Praxis in ästhetischen Artikulationen verstehen und entwickelt Einblicke in die eigenen subjektiven Wahrnehmungen. Soziale, gesellschaftliche und kulturelle Beobachtungen in einer sich stetig verändernden (Um-)welt können zu einer Intention, einem Anlass für die Gestaltung eines Objektes im Bezug zum Körper werden. Damit können ganz individuelle Wahrnehmungen geteilt werden und in eine materielle Interpretation und gegenständliche Metapher überführt werden.



Für diese Verwirklichung der eigenen Ideen in den Werkstätten erhalten die Studierenden individuelle Angebote an Techniken und setzten diese kreativ, innovatorisch und professionell ein. Ein trans-und interdisziplinärer Austausch zwischen der Lehrgebieten der Fakultät Gestaltung der HAWK wird fakultäts- und hochschulübergreifend gefördert. Die reflexive Praxis findet neben der äthetischen Praxis unter anderem in begleitenden Seminaren statt, wie Fachtheorie Objekt mit Input zur kritischen Reflexion zum historischen und zeitlichen Diskurs von Schmuck und Objekt am Körper und im Raum. Auch offene Vortragsformate mit eingeladenen Gästen aus Design, Kunst, Kultur und Medien werden im Verlauf des Semesters angeboten.

Das gestaltende Forschen lässt sich innerhalb des Studiums als reflexive Praxis in ästhetischen Artikulationen verstehen und entwickelt Einblicke in die eigenen subjektiven Wahrnehmungen.

Zur Person Melanie Isverding

Geboren 1978 in Vreden (Deutschland). 1994–98 Berufsausbildung zur Goldschmiedin, Niessing, Vreden (DE); 1998–2002 Gesellentätigkeit als Goldschmiedin, Niessing, Vreden (DE); 2002–2004 Staatliche Zeichenakademie Hanau (DE), Ausbildung zur Goldschmiedemeisterin und Staatl. geprüfte Gestalterin; 2005–2011 Akademie der Bildenden Künste München (DE), Studium in der Schmuckklasse bei Prof. Otto Künzli, Meisterschülerin. Von 2014–2019 Künstlerische Mitarbeiterin von Prof. Daniel Kruger und Prof. Hans Stofer in der Klasse für Schmuck an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle (DE).

2019 Berufung zur Professorin an die HAWK (Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/ Holzminden/ Göttingen) im Kompetenzfeld Metallgestaltung für Schmuck und körperbezogene Objekte.

Was vertrete ich, was bewegt mich – in der gestaltenden Praxis? 
Materialverwandlung und Narrationen

Ich vertrete die Haltung, dass Materialien keine Hierarchien und keine monetären Einordnungen benötigen. Material kann über sich selbst hinausweisen, eine Verwandlung sowie Verkörperung zeigen, die von der Intensität und Widmung im künstlerisch-gestaltenden Entstehungsprozess geprägt ist.

Mich selbst bewegen Arbeiten, unabhängig ihrer Dimension, die sich auf den ersten Blick nicht materiell erklären lassen. Arbeiten, die mehr sind als zu erfassen scheint, die Fragen stellen und nicht nur Antworten geben. Arbeiten, die aus der gestaltenden Hand heraus sprechen sowie erfahren lassen – und mich damit lehren und faszinieren.

Einzelausstellungen

2018 „Tracing the lines“, Gallery Rob Koudijs, Amsterdam (NL); 2015 „In other smiles“, Gallery Loupe and R/R Gallery, New York (US); 2014 „Tiptoe on Clouds“, Gallery Rob Koudijs, Amsterdam (NL); 2013 „roundabout“, Galerie Biró, Munich (DE); 2011 „Hide n’Seek“, Gallery Rob Koudijs, Amsterdam (NL).

Internationale
Ausstellungsbeteiligungen

Australien, China, Japan, Korea, USA, Großbritanien, Niederlande, Belgien, Ungarn, Spanien, Portugal und Deutschland.

Auszeichnungen

2020 „Herbert-Hofmann-Preis 2020“ (DE), 2019 „Bayerischer Staatspreis 2019“ (DE); 2018 „European Prize for Applied Arts“ – Selection | WCC – BF, Mons (BE); 2018 „Mari Funaki Award 2018“ – Finalist | Gallery Funaki, Melbourne (AU); 2017 – „Danner Award“ – Finalist, München; 2016 „Mari Funaki Award“ – Finalist, Melbourne (AU); 2013 „AJF Artist Award“ – 1/5 Finalist; 2011 „Oberbayerischer Förderpreis für Angewandte Kunst“ – 1.Preis, München; 2010 „BKV Prize for Young Applied Artists“ – 2. Preis, BKV, München; 2005 „Oberbayrischer Förderpreis für Nachwuchskünstler – Schmuck und Gerät“ – 1.Preis, München.

Arbeiten in Sammlungen

Sammlung Galerie Marzee, Nijmegen (NL); Sammlung Spengler-Somloì (HU); Sammlung Paul und Katrin Basiner Stiftung (DE); Sammlung Danner-Stiftung in der Pinakothek der Moderne München (DE); CODA Museum, Apeldoorn (NL); Cooper Hewitt – Smithsonian Design Museum, New York (US).

Kontakt

HAWK – Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen
Renatastraße 11
31134 Hildesheim (DE)

Prof:in Melanie Isverding

Metallgestaltung/Schmuck und Körperbezogene Objekte
Studiendekanin Master
Fakultät Gestaltung
melanie.isverding@hawk.de

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