Die Scham in mir
Marleen Wysocki
Die Scham ist eine der Primäremotionen, die jeder Mensch in sich verankert hat. Scham als soziale Emotion ist ganz individuell erfahrbar und in ihrem Erleben von der eigenen Kultur als auch des Umfeldes abhängig. Obwohl die Scham uns Menschen verbindet, wird sie oft vor sich selbst und anderen geheim gehalten.
Was passiert in mir, wenn ich mich schäme? Was fühle ich, wenn Augen auf mich gerichtet sind? Hinter welchen Masken versteckt sich meine Scham?
Wie kann Scham aus der Tabuzone befreit werden?
Die Scham, die mich im Inneren begleitet, möchte ich durch mein Schmuckobjekt spürbar machen. Als Verdeutlichung des Heimlichen, Verborgenen, aber auch als Zeichen des Aufbrechens.
Das Stück bildet sich aus zwei handgeformten Kupferblechen, die meinen inneren Raum beschützen. Die abstrahierten Formen eines Feigenblattes demaskieren die Ätzungen meiner camouflierenden Hände. Ledrige Oberflächen stehen in Kontakt mit meiner Haut.
Als Ausdruck meiner Gefühlswelten, emailliere ich Nuancen meiner Scham, die im Inneren meines Körpers lodern. Vergangene, unbewusste Prägungen umhüllen gegenwärtige Trigger. Transparente Bereiche, unter denen das Kupfer sichtbar wird, wirken zart und unschuldig.
Auf der zu mir gewandten Seite meines Objekts wacht der undurchlässige Schatten meiner selbst. Verständnis von Schmerz und Toxizität brechen verinnerlichte Ideale und Abwehrmechanismen auf. Unter dem Schattenriss verbergen sich die warmen Farben meines Ausdrucks, meines Wesens.
Rote Fäden und meine Haarsträhnen umschließen die Überlappungen beider Schalen, vereinigen sie und ermöglichen es mir, meine Scham am Körper zu tragen.
Projekt: The Social Body
Sommersemester 23
Die Scham in mir
Kupfer, Emaille, Haare, Seidenfaden.
Als Ausdruck meiner Gefühlswelten, emailliere ich Nuancen meiner Scham, die im Inneren meines Körpers lodern.
