RE:CLAIM
Emma Sattler
Ich blicke auf den Boden. Eigentlich wollte ich nur durchatmen, doch mein Blick bleibt an meinen zitternden Knien hängen. Ob er es merkt, weiß ich nicht. Ich zittere nicht aus Angst. Ich zittere, weil ich wütend bin. Unterdrückung und Übergriffigkeit sind mir als Frau nicht fremd. Ich kenne die Dreistigkeit, mit der mir manche Männer begegnen. Ich wurde früh darauf trainiert, ruhig zu bleiben, Grenzen zu setzen. Doch meine Wut wächst mit jeder Erfahrung. Ich habe gelernt, Männer auf der Straße zu ignorieren, doch manchmal bringt es nichts. Sie folgen mir trotzdem. Sie greifen nach mir. Sie überschreiten Grenzen, weil sie glauben, sie dürften es. Ihre Dreistigkeit ist grenzenlos. Ich bin wütend. Weil Männer sich das Recht herausnehmen, über meinen Körper zu bestimmen. Weil wir in einer Welt leben, in der alte, weiße, konservative cis Männer über meine Rechte entscheiden. Sie debattieren darüber, ob ich Zugang zu Abtreibung haben sollte, ob mein Körper mir gehört oder dem Staat, ob ich selbst bestimmen darf, ob, wann und wie ich Mutter werde. Sie schreiben Gesetze, die meinen Körper kontrollieren – doch ihre Körper bleiben unberührt. Ich hole mir die Kontrolle zurück, die mir genommen wurde. Meine Schmuckstücke erzählen von Wut, von Widerstand und von dem unerschütterlichen Willen, selbst über den eigenen Körper zu bestimmen. Sie stehen dafür, dass wir uns nicht länger vorschreiben lassen, welche Rechte uns zustehen – sei es das Recht auf Abtreibung, körperliche Unversehrtheit oder sexuelle Selbstbestimmung. Wir eignen uns das Symbol männlicher Kontrolle an – ihre Hoden. Wir nehmen uns zurück, was uns gehört.
Projekt: To Know How to Handle Things
Sommersemester 24
RE:CLAIM power
Kupfer, Perlen, Nylonstrumpfhose, Stickgarn, Füllwatte.
RE:CLAIM control
Silber, Nylonstrumpfhose, Stickgarn, Füllwatte, Samtpulver.
Meine Schmuckstücke erzählen von Wut, von Widerstand und von dem unerschütterlichen Willen, selbst über den eigenen Körper zu bestimmen.
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von Emma Sattler